16. Oktober
Geburtstage
1752
Adolph Freiherr von Knigge † 6.5.1796 - Deutscher Schriftsteller. Zu seinen wichtigsten Werken gehört "Über den Umgang mit Menschen", eine aufklärerische Schrift über menschliches Sozialverhalten aus dem Jahr 1788. Irrtümlicherweise wurde dieses Buch späterhin als Benimmbuch missverstanden, oft nur nach Hörensagen. Dieses Missverständnis verstärkte bereits der Verlag, indem er nach dem Tode von Knigge das Werk um Benimmregeln erweiterte. Außerdem ist bekannt, dass etwa alle zehn Jahre eine neue Ausgabe herausgegeben wurde – hauptsächlich mit Kleiderregeln. Heute erwartet man von einem „Knigge“ meist Hinweise, wie man Rot- zu Weißweingläsern beim gedeckten Tisch zueinander gruppiert; derlei überging Knigge selbst jedoch völlig. W
1803
Robert Stephenson † 12. Oktober 1859 - britischer Ingenieur. Robert war der einzige Sohn des Lokomotivkonstrukteurs und Eisenbahningenieurs George Stephenson mit dem er zusammen mit Edward Pease 1823 die Firma Robert Stephenson and Company gründete. Hier bauten sie die legendäre Lokomotive "The Rocket" mit der Stephenson 1829 das bekannte Rennen von Rainhill gewann. Der Wettbewerb diente zur Ermittlung einer geeigneten Lokomotive für die 50 km lange Eisenbahnstrecke zwischen Liverpool und Manchester. "The Rocket" konnte als einzige der 5 angetretenen Kandidaten die Teststrecke bewältigen und erreichte dabei mit einer Last, die dem dreifachen ihres Eigengewichts entsprach, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 12,5 mph. Stephenson lieferte durch diesen Erfolg prädestiniert sechs Jahre später seine Lokomotive auch für die erste regelmäßige deutsche Eisenbahnlinie der Bayerischen Ludwigsbahn von Nürnberg nach Fürth, die "Adler". W
1854
Oscar Wilde eigentl Oscar Fingal O' Flahertie Wills Wilde † 30.11.1900 - Irischer Schriftsteller. In den Achtziger Jahren des Neunzehnten Jahrhunderts arbeitete er als Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Seine schriftstellerischen Hauptwerke, darunter der Klassiker "Das Bildnis des Dorian Gray", veröffentlichte Wilde in seinen letzten zehn Lebensjahren. Sein Stück "Salome "aus dem Jahr 1891 nach der biblischen Salome-Legende (mit berühmten, zum Teil sehr freizügigen Jugendstil-Illustrationen von Aubrey Beardsley) wurde vom Zensor abgelehnt und fand daher keinen Verleger in England. Der Komponist Richard Strauss nahm Wildes Drama als Literaturvorlage und vertonte die deutsche Übersetzung in seiner weltweit erfolgreichen Oper "Salome", die am 9. Dezember 1905 an der Dresdner Hofoper uraufgeführt wurde. 1895 wurde er wegen einer homosexuellen Beziehung zu zwei Jahren Haft verurteilt. Gesundheitlich schwer angeschlagen wurde Wilde 1897 aus der Haft entlassen und floh vor der gesellschaftlichen Ächtung nach Paris. Die letzten drei Lebensjahre verbrachte er unter dem Namen Sebastian Melmoth. Am 30. November 1900 starb Oscar Wilde im Pariser „Hotel d’ Alsace“. Obwohl völlig mittellos, wurde er vom Besitzer des Hotels im besten Zimmer untergebracht und bekam das beste Essen und den besten Wein. Sein angeblicher Kommentar: „Ich sterbe über meine Verhältnisse.“ bzw. seine letzten Worte: „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich.“ Er starb an den Folgen einer Hirnhautentzündung, die aus einer chronischen Mittelohrentzündung resultierte. Schon vor dem Gefängnisaufenthalt hatte er einen Ohrenarzt aufgrund von Taubheitsgefühlen kontaktiert. W
1912
Lotti Huber † 31. Mai 1998 - deutsche Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin, Autorin und avantgardistische Künstlerin. Da Lotti Jüdin war, wurde ihr Lebensgefährte Hillert Lueken 1937 von den Nationalsozialisten wegen "Rassenschande" verhaftet und ermordet. Sie selbst wurde in das KZ Moringen und nach dessen Auflösung ins KZ Lichtenburg deportiert. Durch das Engagement ihres Bruders Kurt wurde sie 1938 von einer US-amerikanischen Organisation freigekauft und ging nach Haifa in Palästina ins Exil. Sie studierte Tanz und Pantomime und arbeitete in Nachtlokalen und Varietés als Tänzerin. In Zypern lernte sie ihren zweiten Mann, den engl. Offizier Norman Huber kennen, mit dem sie 1945 nach London ging. 1965 wurde ihr Mann in die Bundesrepublik versetzt und Lotti Huber kehrte in die BRD zurück. Nach dem Tod ihres Mannes musste sich Huber mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. So übersetzte sie Liebesromane aus dem Englischen, eröffnete in ihrer Wohnung eine Benimmschule, verkaufte in Warenhäusern Kräuterlikör oder arbeitete als Filmstatistin. Mit dem semidokumentarischen Film "Affengeil." Eine Reise durch Lottis Leben unter der Regie von Rosa von Praunheim wurde sie 1990 einem größeren Publikum bekannt. Für Praunheims Film Anita - Tänze des Lasters von 1988 über die Nackttänzerin Anita Berber schrieb sie das Drehbuch. Durch die Filme Praunheims bekannt geworden, trat Huber bis zu ihrem Tod mit Soloprogrammen auf, die biografische Erzählungen, Tanz, Kabarett und Chanson miteinander verbanden. W
1923
Bert Kaempfert † 21. Juni 1980 - deutscher Orchesterleiter, Arrangeur und Komponist. 1959 arrangierte er für Freddy Quinn dessen großen Hit "Die Gitarre und das Meer" und für Ivo Robić dessen Hit "Morgen" ; beide Stücke waren in englischsprachigen Cover-Versionen auch international erfolgreich. Das Lied "Muss i denn zum Städtele hinaus" bearbeitete Kaempfert für Elvis Presley, der damit unter dem Titel "Wooden Heart" 1961 einen großen Charterfolg verbuchte. 1959 produzierte Kaempfert den instrumentalen Titel "Wunderland bei Nacht" , den jedoch keine Plattenfirma, auch nicht Polydor, für die er zuvor Stücke arrangiert hatte, herausbringen wollte. Also übersetzte er den Titel und bot ihn einem New Yorker Musikverleger an. Als "Wonderland by Night" brachte es Kaempfert 1960 den internationalen Durchbruch: Fünf Wochen war dieser Hit 1961 die Nummer Eins in den USA, als erster Nummer-Eins-Hit eines Deutschen in den USA. 1966 hatte er weitere große Erfolge, als Al Martino mit "Spanish Eyes" und Frank Sinatra mit "Strangers in the Night" mit großem weltweiten Erfolg Kompositionen von ihm sangen. Kaempfert ist er der einzige Künstler, der sowohl für Frank Sinatra als auch für Elvis Presley und die Beatles arbeitete. W
1925
Angela Brigid Lansbury - britische Schauspielerin. Einem breiten Publikum wurde sie unter anderem durch die Rolle der Jessica Fletcher in der Fernsehserie "Mord ist ihr Hobby" (1984–1996) bekannt. Sie wurde bislang insgesamt sechsmal mit dem Golden Globe Award ausgezeichnet und dreimal für den Oscar nominiert. Ihr Bekanntheitsgrad als Schauspielerin steigerte sich durch den Disney-Film "Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett" Im Jahr 1978 spielte sie unter anderem neben Peter Ustinov und Bette Davis in der Agatha-Christie Verfilmung "Tod auf dem Nil." 1980 folgte die Rolle der "Miss Marple" in einer weiteren Christie-Filmadaption, "Mord im Spiegel". W Bild: Alan Light
1927
Günter Grass - Deutscher Schriftsteller. Der internationale Durchbruch gelang Grass 1959 mit seinem Entwicklungsroman "Die Blechtrommel", der später auch erfolgreich verfilmt wurde. Weitere wichtige Werke des Autors sind die "Danziger Triologie" (1961) und "Hundejahre" (1961). Beide beschäftigen sich intensiv mit deutscher Geschichte, indem sie ideologische Verblendung und die zerstörerische Kraft beleuchten. W Bild: Hans Weingartz
1959
Tim Robbins - amerikanischer Schauspieler und Regisseur. Lebt mit der Schauspielerin Susan Saradon zusammen. Mit ihr drehte er auch den Film "Dead Man Walking". Der Durchbruch als Schauspieler gelang Tim Robbins 1991, als Robert Altman ihn in seiner Hollywood-Farce "The Player" für die Titelrolle besetzte. Es folgten Rollen in Filmen wie "Arlingten Road", "High Fidelty" und "Pret-a-porter". W Bild: gdcgraphics
1970
Mehmet Scholl - deutscher Fußballspieler und Trainer. Mehmet Scholl begann seine Profikarriere 1989 beim Karlsruher SC. Er wurde 1992 vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München verpflichtet, bei dem er bei seinem Abschied 2007 der dienstälteste und erfolgreichste (15 Titel mit Bayern) Profi der Mannschaft war. Scholl gilt als einer der besten deutschen Fußballspieler, die nie an einer Weltmeisterschaftsendrunde teilnahmen. Mit insgesamt acht gewonnenen deutschen Meistertiteln war Scholl zunächst alleiniger Rekordhalter in der Geschichte der deutschen Fußballmeisterschaften, bis in der Saison 2007/08 sein ehemaliger Teamkollege Oliver Kahn ebenfalls diese Marke erreichte. W Bild: Florian K
Ereignisse
1793
Französische Revolution: Die zum Tod verurteilte Marie Antoinette wird öffentlich mit der Guillotine enthauptet. Nachdem am 21. September 1792 die französische Monarchie gestürzt, und Ludwig XVI. nebst Familie inhaftiert wurden, wurde im Januar des folgenden Jahres erst der König, dann Marie Antoinette am 16. Oktober auf der Guillotine hingerichtet. Marie Antoinette gallt als eine der schillerndsten Figuren während der Französischen Revolution. Am 15 Oktober 1793 wird Marie Antoinette vom Französischen Revolutionstribunal wegen Hochverrat und Unzucht, zum Tode verurteilt und teilte am 16. Oktober, neun Monate nach ihrem Gemahl, dessen Schicksal auf dem Schafott. W
1834
Ein Großteil des Palace of Westminster wird durch ein Feuer zerstört, das durch die fahrlässige Verbrennung von Kerbhölzern entstanden ist. Ein Kerbholz ist eine frühzeitliche und mittelalterliche Zählliste; es diente meist dazu, bilaterale Schuldverhältnisse fälschungssicher zu dokumentieren. Ein geeignetes längliches Brettchen oder ein Stock wurde mit Symbolen markiert. Anschließend wurde der Stock längs gespalten, so dass Schuldner und Gläubiger je die Hälfte der eingeritzten Markierung auf ihrer Stockhälfte dokumentiert fanden. Wieder zusammengefügt zeigte sich zweifelsfrei, ob die beiden Hälften zusammengehörten oder ob eine Hälfte nachträglich manipuliert worden war. An einem bestimmten Termin (Zahltag) wurde das Kerbholz präsentiert, mit dem Gegenstück verglichen und derSchuldner zur Zahlung aufgefordert.
In England war es bis in das 19. Jahrhundert üblich, Steuerquittungen in Form von Kerbhölzern (exchequer tallies) auszustellen. Im Jahr 1834 wurde dieses altertümliche Verfahren durch eine Steuerreform schließlich abgeschafft. Eine gewaltige Zahl von Kerbhölzern war nun überflüssig geworden, und am 16. Oktober 1834 entschloss man sich fahrlässigerweise, diese im Hof des Parlamentsgebäudes Palace of Westminster zu verbrennen, welches daraufhin selbst von den Flammen erfasst wurde und größtenteils abbrannte. Die ältesten erhaltenen Teile des Palastes sind die Westminster Hall aus dem Jahr 1097 sowie der Jewel Tower, der etwa 1365 erbaut wurde. Ursprünglich diente er als Residenz der englischen Könige, doch seit 1529 hat kein Monarch mehr dort gelebt. Vom ursprünglichen Gebäude ist nur wenig erhalten geblieben, da es am 16. Oktober 1834 bei einem verheerenden Großbrand fast vollständig zerstört wurde. Der wohl bekannteste Teil des Palastes ist der Uhrenturm mit der Glocke Big Ben. Die wichtigsten Räume des Palastes sind die Ratssäle des britischen Parlaments House of Commons und des House of Lords. Daneben gibt es rund 1100 weitere Räume, darunter Sitzungszimmer, Bibliotheken, Lobbys, Speisesäle, Bars und Sporthallen. W
1846
Bei einem größeren medizinischen Eingriff wurde erstmals die Verwendung von Äther zur Narkotisierung eines Patienten dokumentiert. Der Bostoner Zahnarzt William Thomas Green Morton benutzte Schwefeläther, den der Patient inhalieren musste, zur Betäubung während einer Operation in einem Krankenhaus. Allerdings verwendete der Arzt Crawford W. Long aus Georgia Äther bereits seit 1842 zur Narkose, veröffentlichte seine Entdeckung jedoch erst 1849. Kurze Zeit später entwickelte sich diese Methode in den Vereinigten Staaten und Europa zu einer Standard-Anwendung, obwohl es vereinzelte Todesfälle durch diese Art der Narkose gab. Einige Jahre später wurde neben Äther dann auch verstärkt Chloroform zur Betäubung bei medizinischen Eingriffen eingesetzt. W
1894
Das Kaiserliche Patentamt in Deutschland trägt für einen Berliner Lampenhersteller die erste Marke Perkeo ins Markenregister ein. Am 25. Mai 1877 wurde das erste einheitliche deutsche Patentgesetz erlassen, welches auch die Einrichtung einer Behörde vorsah, die Patente vergeben sollte. Auf dieser Grundlage wurde am 1. Juli 1877 als erste deutsche Patentbehörde das Kaiserliche Patentamt in Berlin gegründet. Am 2. Juli 1877 wurde das erste deutsche Patent für ein „Verfahren zur Herstellung einer rothen Ultramarinfarbe“ des Erfinders Johannes Zeltner erteilt. W Bild: genome4hire flicker
1904
In Hamburg wird die älteste bekannte Fotopostkarte abgestempelt. Das abgebildete Motiv ist ein unbekanntes Dorf. Die ersten auf privatwirtschaft-licher Basis hergestellten Karten wurden ab 1872 auf dem Postweg befördert. Etwa 1875 kam die erste Bildpostkarte auf den Markt, um 1914 traten endgültig Fotos an die Stelle kunstvoller Grafik. Die Herstellung und der Vertrieb der Bildpostkarten entwickelten sich zu einem florierenden Wirtschaftszweig. In Deutschland, das zum Branchenführer aufstieg, wurden 1899 etwa 90 Millionen Karten produziert. W
1906
Der arbeitslose Schuster Friederich Wilhelm Voigt beschlagnahmt als Hauptmann von Köpenick die dortige Stadtkasse. Für seinen Coup hatte sich Voigt aus bei verschiedenen Trödlern erworbenen Teilen die Uniform eines Hauptmanns des preußischen 1. Garde-Regiments zu Fuß zusammengestellt. In dieser Verkleidung hielt er in einer ruhigen Gegend im Westen Berlins mittags zur Zeit desWachwechsels auf der Straße zwei Trupps mit Gardesoldaten an, unterstellte zehn Mann unter Hinweis auf eine nicht existierende Kabinettsorder „auf allerhöchsten Befehl“ seinem Kommando und fuhr mit ihnen in der Stadtbahn nach Köpenick, da es ihm, wie er den Soldaten erklärte, nicht möglich gewesen sei, „Kraftwagen zu requirieren“. Bei einem Zwischenhalt gab er den Männern Bier aus. Nach der Ankunft in Köpenick übergab er jedem Soldaten eine Mark und ließ sie auf dem Bahnhof zu Mittag essen. Anschließend erklärte er ihnen, er werde „den Bürgermeister und vielleicht noch andere Herren verhaften“. Sie marschierten dann zum Rathaus der damals noch selbstständigen Stadt Köpenick. Mit seiner Truppe besetzte Voigt das Gebäude, ließ alle Ausgänge abriegeln und untersagte den Beamten und Besuchern im Hause „jeglichen Verkehr auf den Fluren“. Sodann verhaftete er „im Namen Seiner Majestät“Oberstadtsekretär Rosenkranz und Bürgermeister Georg Langerhans wegen angeblich „unregelmäßiger Abrechnung bei Kanalarbeiten“, ließ sie in ihren Dienstzimmern festsetzen und bewachen. Den anwesenden Beamten der Gendarmerie gab er den Befehl, die Umgebung abzusperren und für „Ruhe und Ordnung“ zu sorgen, wobei ersich „zur besseren Orientierung“ sogar eigens einen Gendarmen abstellen ließ. Den Kassenrendanten von Wiltburg wies er an, einen Rechnungsabschluss zu machen und erklärte ihm, den Bestand der Stadtkasse beschlagnahmen zu müssen. Nachdem das Geld, das in Teilen beim örtlichen Postamt abgehoben und herbeigeholt werden musste, abgezählt war, ließ er sich Beutel bringen, in die er es mit Hilfe des Rendanten, der die Beutel hielt und anschließend versiegelte, einfüllte. Der „beschlagnahmte“ Barbestand belief sich auf 3557,45 Mark (wobei 1,67 Mark zum Sollbestand des Kassenbuches fehlten). Eine vom Rendanten erbetene Quittung unterschrieb Voigt mit dem Nachnamen seines letzten Gefängnisdirektors („von Malzahn“) und dem Zusatz „H.i.1.G.R.“ („Hauptmann im ersten Garde-Regiment“).
Schließlich ließ der falsche Hauptmann Langerhans und von Wiltburg in gemieteten Droschken unter militärischer Bewachung zur Neuen Wache nach Berlin bringen, nachdem er ihnen zuvor das Ehrenwort abgenommen hatte, keinen Fluchtversuch zu unternehmen. Presseberichten zufolge war es ihm zuvor auch gelungen, das Köpenicker Postamt für Telefonate nach Berlin eine Stunde lang sperren zu lassen. Erst nach dem Abtransport der Gefangenen konnten einige Stadtverordnete das Landratsamt telegrafisch in Kenntnis setzen.
Nach Beendigung seiner Aktion gab der Hauptmann von Köpenick seiner Truppe den Befehl, das Rathaus noch eine halbe Stunde besetzt zu halten. Er selbst begab sich unter den Augen einer neugierigen Menschenmenge zurück zum Bahnhof. Im Bahnhofsrestaurant ließ er sich nach Zeitungsberichten „ein Glas Helles kredenzen, das er in einem Zuge leerte“, und verschwand mit der nächsten Bahn in Richtung Berlin. Kurz darauf beschaffte er sich bei einem Herrenausstatter zivile Kleidung. Zehn Tage später wurde er beim Frühstück verhaftet, nachdem ein ehemaliger Zellengenosse, der von Voigts Plänen wusste, der Polizei in Erwartung der hohen Belohnung einen Tipp gegeben hatte. Vom Landgericht II in Berlin „wegen unbefugten Tragens einer Uniform, Vergehens gegen die öffentliche Ordnung, Freiheitsberaubung, Betruges und schwerer Urkundenfälschung“ zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, wurde er von Kaiser Wilhelm II. begnadigt und am 16. August 1908 vorzeitig aus der Haftanstalt Tegel entlassen. W Bild: Public Domain
1923
John Harwood beantragt in der Schweiz ein Patent für die von ihm erfundene Automatische Armbanduhr mit Pendelschwungmasse. In Zusammenarbeit mit der Firma Fortis wurden die Uhren ab 1926 in Serie hergestellt. Die „Harwood perpetual“ wurde anlässlich der Basel Messe der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis dato erfolgte der Aufzug der Armbanduhren über Krone und Aufzugswelle. Die Erfindung von Harwood hingegen nutzte die Bewegungsenergie am Handgelenk des Trägers zum Spannen der Uhrfeder mittels einer oszillierenden Schwungmasse im Zentrum der Uhr, ein Perpetuum mobile zur allgegenwärtigen Zeitanzeige. Eine zufällige Beobachtung spielender Kinder auf einer Wippe soll John Harwood die entscheidende Idee gegeben haben seinen legendären "Automatik-Mechanismus". W Bild: Public Domain
In Burbank gründen Walt und Roy Oliver Disney das Disney Brothers Cartoon Studio, die spätere Walt Disney Company. W
1946
Die zehn zum Tode verurteilten Angeklagten aus dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher werden gehängt. Im Nürnberger Prozess wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Politiker und Militärs sowie führende Personen aus der Wirtschaft für das Planen und Führen eines Angriffskrieges und für den Massenmord an Menschen in Vernichtungslagern strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Zwanzig Angeklagte wurden verurteilt, sechs von ihnen waren führende Militärs. Die zehn Todesurteile wurden am 16. Oktober 1946 zwischen 1:00 und 2:57 Uhr in der Sporthalle des Nürnberger Gefängnisses vollstreckt. Hermann Göring gelang, trotz der strengen Bewachung aller Todeskandidaten, keine drei Stunden vor der Hinrichtung der Suizid mittels einer Zyankalikapsel. Alle Leichname wurden kremiert und ihre Asche in den Conwentzbach, einen kleinen Seitenarm der Isar, gestreut. Die zu Haftstrafen Verurteilten blieben zunächst noch in Nürnberg und wurden 1947 in das Berliner Kriegsverbrechergefängnis Spandau verlegt. W Bild: Public Domain
1962
John F. Kennedy wird über die sowjetischen SS4-Mittelstreckenraketen auf Kuba informiert – Die Welt steht vom 16. bis 28. Oktober wegen der Kuba-Krise am Rande eines Atomkrieges. Amerikanische Luftaufklärung und andere CIA-Aktionen ergaben eindeutig, dass die UdSSR gegen die USA gerichtete Raketen und andere Angriffswaffen auf Kuba installiert. US Präsident Kennedy veranlasst eine totale Blockade der Insel und legt der Öffentlichkeit die Beweise der US Aufklärung vor. Die Vermittlung der UNO und des Vatikans führen nach Schriftwechsel zwischen Kennedy und Chruschtschow zum Einlenken beider Seiten. Die UdSSR wird die Raketenbasen demontieren, die USA verpflichten sich, Kuba nicht anzugreifen. W
1963
Der CDU-Politiker Ludwig Erhard wird zum Bundeskanzler gewählt. Wirtschafts-Professor Erhard war einer der Väter der sozialen Marktwirtschaft und hatte sich zuvor schon als Leiter der Sonderstelle Geld und Kredit an der Währungsreform beteiligt. Bundestag wählte mit 279 von 484 Stimmen Ludwig Erhard zum neuen Kanzler.
W Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F021946-0004 / Patzek, Renate / CC-BY-SA
1964
Die Volksrepublik China führt den ersten Atombombentest des Landes durch.
1973
Die OPEC beschließt, den Ölpreis um 70 % anzuheben und löst damit die erste große Ölkrise aus. Die erste und folgenreichste Ölkrise wurde im Herbst 1973 durch den Jom-Kippur-Krieg (6. bis 26. Oktober 1973) ausgelöst. Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) drosselte bewusst die Fördermengen um ca. fünf Prozent, um die westlichen Länder bezüglich ihrer Unterstützung Israels unter Druck zu setzen. In der Bundesrepublik Deutschland wurde als direkte Reaktion auf die Krise viermal ein Sonntagsfahrverbot im November (erstmalig 25. November 1973) und Dezember 1973 verhängt sowie neue Geschwindigkeitsbegren-zungen eingeführt. Dies hatte einen moralischen, aber keinen wirtschaftlichen Effekt. 1974 musste die Bundesrepublik für ihre Ölimporte rund 17 Milliarden DM mehr bezahlen als im Jahr zuvor. Dies verstärkte die Wirtschaftskrise und führte zu einem deutlichen Anstieg von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Sozialausgaben und Insolvenzen von Unternehmen. W
1978
Der Erzbischof von Krakau, Karol Jozef Wojtyla, wird zum Papst gewählt. Der Nachfolger von Johannes Paul I. wählte den Namen Johannes Paul II. und wurde am 22. Oktober offiziell in sein Amt eingeführt. Damit stand erstmals seit 455 Jahren kein Italiener an der Spitze der römisch-katholischen Kirche. Sein Amt als Oberhaupt von rund 906 Millionen Katholiken trat Johannes Paul II. mit dem Anspruch an, die Kirche ins dritte Jahrtausend zu führen. Er hatte, beispielsweise durch seine Unterstützung der polnischen Gewerkschaft "Solidarität", maßgeblichen Anteil am Zusammenbruch des Kommunismus und widmete sich intensiv der Annäherung und Aussöhnung zwischen den Weltreligionen. W Bild: Philippus2011
1986
Die Bergsteiger Reinhold Messner und Hans Kammerlander erreichen den Gipfel des Lhotse. Messner ist damit der erste Alpinist, der alle vierzehn Achttausender ohne Sauerstoffflasche erklettert hat. W
1994
Die Finnen entscheiden sich in einer Volksabstimmung für einen Beitritt zur EU. W
2002
Neueröffnung der Bibliotheca Alexandrina in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria, nahe der Stätte der historischen Bibliothek von Alexandria. Die historische Bibliothek von Alexandria war die bedeutendste und größte Bibliothek des klassischenAltertums. Sie wurde unter Ptolemaios I. im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründet und soll bis zu 700.000 Schriftrollen besessen haben. Die Sammlung der antiken Bibliothek wurde mehrmals schwer beschädigt, die folgenschwerste Zerstörung des Buchbestandes erfolgte durch Kampfhandlungen im 3. Jahrhundert nach Christus, die letzten Werke gingen wahrscheinlich während der Islamisierung Ägyptens verloren. Von der antiken Bibliothek blieben keine archäologischen Zeugnisse erhalten.
Angeschlossen an die neue Bibliotheca Alexandrina sind ein Kulturzentrum mit Museen und Galerien, mehrere Forschungsinstitute, ein Veranstaltungs-zentrum und ein Planetarium. Der Bau der Bibliothek entstand unter der Schirmherr-schaft der UNESCO und der ägyptischen Regierung und ist mit 2000 Leseplätzen und Regalflächen für 8 Millionen Bücher ausgestattet. Rund die Hälfte des Bibliothekgebäudes wird von dem Lesesaal eingenommen, der sich unmittelbar am Glasdach von dem vierten Untergeschoss bis zum zweiten Obergeschoss erstreckt. Die halbrunde Südfassade ist 32 m hoch, fensterlos und aus mehr als 3000 grauen Granitplatten gefertigt. Sie ist verziert mit Schriftzeichen aus allen Schriften der Welt, womit der Anspruch der Bibliothek, das Wissen der Welt zu sammeln, ausgedrückt wird. Die Krümmung der Außenwand folgt der Bahn der Sonne, wodurch im Tagesverlauf die einzelnen Segmente nacheinander vom Sonnenlicht bestrahlt werden. Es sind insgesamt 2000 Leseplätze vorhanden, somit besitzt die Bibliotheca Alexandrina den größten Lesesaal der Welt. W Bild:Hajor (talk · contribs
2009
Nach 70 Jahren Schließung eröffnet die Bundeskanzlerin Angela Merkel das Neue Museum in Berlin, das unter anderem das Ägyptische Museum und Papyrussammlung mit der Büste der ägyptischen Königin Nofretete beherbergt. Das zwischen 1843 und 1855 errichtete Gebäude ist Teil des Weltkulturerbes Berliner Museumsinsel und einer der bedeutendsten Museumsbauten des 19. Jahrhunderts. Mit seinem industrialisierten Bauverfahren und mit der Verwendung von Eisenkonstruktionen schrieb das Museum zudem ein Stück Technikgeschichte. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb das Museum jahrzehntelang als Ruine stehen, deren Wiederaufbau seit 1986 vorbereitet und 1999 begonnen wurde. W